DynDNS und Portweiterleitungen mit KabelBW/Unitymedia

DynDNS und Portweiterleitungen mit KabelBW/Unitymedia

Es gibt verschiedene Gründe für eine Portweiterleitung. Als Beispiel sei der Betrieb eines NAS oder kleinen Homeservers genannt, etwa in Form eines Raspberry Pi. Dies ist auf Dauer nicht nur günstiger als Cloud-Speicherdienste, sondern auch deutlich sicherer: Man hat die volle Kontrolle über seine Daten, da sie sich in den eigenen vier Wänden befinden – ohne dabei auf die Vorzüge einer Cloud verzichten zu müssen. Da Heimrouter standardmäßig alle eingehenden Daten bis auf wenige Ausnahmen blockieren, sind sogenannte Portweiterleitungen nötig. Sie sorgen dafür, dass eingehende Daten auf einem bestimmten Port nicht verworfen sondern an einen bestimmten Computer im Heimnetzwerk weitergereicht werden. So können Dienste wie beispielsweise ein Webserver über das Internet genutzt werden.

Hat man das Prinzip verstanden, ist die Einrichtung einer solchen Portweiterleitung relativ einfach und innerhalb weniger Minuten erledigt. Doch bei Kabelanbietern wie Unitymedia oder KabelBW funktioniert dies nicht: Obwohl die Portweiterleitung korrekt eingerichtet wurde, ist der Dienst nicht via Internet erreichbar – Weder über DynDNS noch über die IPv4-Adresse selbst. Das Problem liegt nicht jedoch nicht in der Konfiguration des Routers, sondern an einer technischen Umstellung seitens KabelBW.

Das Problem: Umstellung auf IPV6 only

Der Kabelanbieter vergibt seit Ende 2012 für Neukunden nur noch IPv6-Adressen. Für weitere Hintergrundinfos zu IPv4/v6 siehe den Artikel IPv4 und IPv6 verständlich erklärt. Dabei wird aber nicht die vollwertige Dual-Stack Technik zum parallelen Betrieb von IPv4 und IPv6 genutzt, sondern lediglich Dual-Stack light. Im Web-Panel der Fritz! Box (http://fritz.box) findet sich diese Information auf der Startseite mit DS-Light abgekürzt:

KabelBW bietet seinen Kunden standardmäßig lediglich Dual-Stack light
KabelBW bietet seinen Kunden standardmäßig lediglich Dual-Stack light

Dieser Anschluss verwendet also keinen echten Parallelbetrieb der beiden Protokolle, sondern tunnelt IPv4 nur über IPv6. Als Folge davon ist die IPv4-Adresse nicht von außen erreichbar, da sämtlicher Datenverkehr den Umweg über IPv6 gehen muss. Lediglich über die IPv6-Adresse könnte man von Außerhalb zugreifen. Aufgrund der noch geringen Verbreitung macht der alleinige Betrieb von IPv6 aber zurzeit kaum Sinn. Von vielen Anschlüssen ist der Zugriff bislang nicht möglich, etwa im mobilen Internet. Mit vollwertigem Dual-Stack würde der Nutzer auch eine reguläre, öffentlich erreichbare IPv4-Adresse erhalten.

Aus Sicht des Anbieters ist dieses Vorgehen nachvollziehbar: Ein großer Teil der Internetnutzer surft lediglich im Netz und benötigt somit keine eingehend erreichbare IPv4-Adresse. Die Dual-Stack Lite Technik wird hier in den meisten Fällen zufriedenstellend ihren Dienst verrichten. Da die Anzahl verfügbarer IPv4-Adressen sich langsam dem Ende neigt, können so verbleibende Adressen eingespart werden.

Umstellung auf Dual-Stack anfordern

Wer ein NAS oder andere aus dem Internet erreichbare Dienste betreiben möchte, wird mit Dual-Stack Light allerdings nicht glücklich werden: An der vollwertigen Dual-Stack Variante führt kein Weg vorbei. Allerdings bietet KabelBW auf Nachfrage die Möglichkeit, den eigenen Anschluss umzustellen. Dazu genügt es, sich per Telefon oder eMail an den für das jeweilige Bundesland zuständigen Kundenservice von Unitymedia/KabelBW zu wenden. Diesem beschreibt man das Problem. Beispielsweise wurde ein NAS gekauft, welches als Cloud dienen soll und somit aus dem Internet erreichbar sein muss. Ein KabelBW-Techniker wird den Anschluss anschließend prüfen und nachts umstellen. Die einzige Voraussetzung besteht im verwendeten Kabelmodem: Es muss sich um ein Gerät von AVM (Fritz! Box) oder Technicolor handeln. Mit älteren Geräten ist die Umstellung nicht möglich.

Leider kommuniziert der Kabelanbieter diese Möglichkeit nur sehr versteckt: Auf offizieller Seite erfolgt kein Hinweis auf die Möglichkeit der Umstellung. Lediglich auf Nachfrage gegenüber Heise bestätigte KabelBW, dass den Kunden auf begründete Nachfrage hin vollwertiges Dual-Stack mit einer öffentlich erreichbaren IPv4-Adresse zur Verfügung gestellt werden kann.

Anmerkung: Niedrigere Upload-Geschwindigkeit von Kabelanbietern

Neben dem Problem mit Dual-Stack Light kommt hinsichtlich dem Betrieb von nach außen hin erreichbaren Diensten noch ein weiteres dazu: Kabelanbieter unterstützen kein vDSL. Als Folge davon ist das Verhältnis von Download-zu-Upload deutlich schlechter als bei herkömmlichen DSL-Anbietern:

Ein Kabelanschluss mit geringerer Upload-Bandbreite
Ein Kabelanschluss mit geringerer Upload-Bandbreite

In diesem Beispiel handelt es sich um einen DSL 50.000 Anschluss, also 50Mbit/s Download und 2,6Mbit/s Upload. Zum Vergleich: Ein vDSL-Anschluss bietet bei 50Mbit/s Download satte 10Mbit/s Upload – Also fast 4x so viel! Problematisch wird dies insbesondere bei größeren Dateien, da die Upload-Bandbreite für Datenübertragungen vom eigenen Anschluss ins Internet verantwortlich ist. Würde man mit dem Anschluss von obigem Bild ein NAS betreiben und via Internet darauf zugreifen, wäre die maximale Übertragungsrate auf 2,6Mbit/s limitiert. Um Word-Dokumente oder gelegentlich mal ein Bild in die Cloud zu laden mag das ausreichen, aber für beispielsweise HD oder gar Full-HD Streaming von Filmen reicht das nicht. Abhängig davon was man realisieren möchte macht es daher Sinn, für maximale Bandbreite zumindest langfristig über einen Wechsel zu einem vDSL-Anbieter nachzudenken. Oder alternativ einen höherwertigen Tarif zu wählen, wenn man auf KabelBW angewiesen ist. Im derzeit größten Tarif mit 200Mbit/s Download beträgt die Upload-Geschwindigkeit immerhin auch 10Mbit/s.

Leave a Reply