Xiaomi Bootloader entsperren: So bereitest du dein Smartphone für eine Custom-ROM vor

Wer ein eigenes Betriebssystem auf einem Android-Handy installieren möchte, muss zunächst den Bootloader befreien: Dieser ist heutzutage bei vielen Smartphones gesperrt. Der Bootloader wird von der Firmware als erstes gestartet und ist wiederum dafür verantwortlich, das Betriebssystem zu starten – hier ist das Android. Dieser Beitrag zeigt, wie du den Bootloader eines Xiaomi-Smartphones entsperren kannst. Dadurch bieten sich dir alle Freiheiten, jedes Betriebssystem auf deinem Handy zu installieren.

Xiaomi legt euch Steine in den Weg

Xiaomi geht leider sogar noch einen Schritt weiter: Der Bootloader lässt sich nicht eigenständig entsperren. Stattdessen ist dies an mehrere Bedingungen geknüpft: Ihr benötigt eine proprietäre Software vom Hersteller sowie ein Mi-Konto. Für letzteres wird eine Handynummer verlangt und der Hersteller scheint auch die Anzahl an Konten pro Nummer zu beschränken. Mit all diesen Komponenten müsst ihr eine Freischaltung beantragen. Sie erfolgt daher nicht sofort, sondern erst nach einer Wartezeit.

Bootloader mit Mi Unlock entsperren

Hierfür muss das Mi Unlock Programm von der Miui-Homepage geladen werden. Dies läuft derzeit nur auf Windows-PCs. Ihr braucht also entweder einen Windows-Computer oder eine VM. VirtualBox kann theoretisch USB-Geräte durchreichen, sodass eine Entsperrung auch via Windows-VM unter Linux funktionieren sollte. Dies habe ich nicht getestet, da ich für solche Fälle noch einen Dualboot-PC mit Windows 10 habe.

Nachdem ihr auf Download Mi Unlock geklickt habt, sollte ein ZIP-Archiv heruntergeladen werden. Dies entpackt ihr mit einem Rechtsklick, gefolgt von Alle extrahieren.

Wenige Sekunden später öffnet sich der Ordner mit den Programmdateien. Dort miflash_unlock.exe suchen und mittels Doppelklick starten.

Den sich öffnenden Disclaimer mit Agree bestätigen. Dies ist noch mal der übliche Haftungsausschluss. Als nächstes in den gleichen Mi-Account einloggen, den ihr zuvor bereits auf dem Handy selbst eingegeben habt.

Bei mir wollte Xiaomi mir anschließend einen Bestätigungscode per SMS senden. Dieser muss im Unlock Tool eingegeben werden, um fortzufahren.

Zur Entsperrung selbst bzw. um die Wartezeit anzuzeigen, schaltet ihr das Gerät komplett aus. Schließt es per USB-Kabel an den Computer an. Wichtig ist hierbei, ein möglichst hochwertiges Kabel zu verwenden. Günstigere können Probleme verursachen. Auch sollte es möglichst direkt angeschlossen werden, also ohne Hubs oder andere Geräte dazwischen.

Nun startet ihr das Smartphone in den Fastboot-Modus. Dazu [Lautstärke Leiser Taste] zusammen mit dem Einschaltknopf [Power] für einige Sekunden gedrückt halten. Sobald auf dem Display ein Hase mit Android-Maskottchen und dem Schriftzug Fastboot zu sehen ist, könnt ihr die Tasten loslassen.

Bevor das Entsperren endlich beginnt, müssen mehrere Popups bestätigt werden. Xiaomi dramatisiert das Entsperren sehr, ganz so furchtbar wie dargestellt ist es in der Realität nicht. Das ist natürlich auch dem Interessenumstand geschuldet: Xiaomi möchte lieber, dass ihr deren ROM benutzt. So können euch weitere Leistungen wie z.B. Clouds genutzt werden. Außerdem landen zahlreiche Daten beim Hersteller, womit er indirekt auch wieder Geld verdienen kann.

In der Regel wird ein neues Gerät beim zweiten Schritt Unlocking abbrechen. Es zeigt die notwendige Wartezeit bis zur Entsperrung. Diese liegt ungefähr zwischen 3 und 30 Tagen (entspricht 72 – 720 Stunden). In diesem Beispiel wurden uns 5 Tage (168 Stunden) aufgebrummt. Erfahrungsgemäß variiert dies nicht nur je nach Nutzer: Die künstliche Wartezeit hat sich im Laufe der Zeit weiter erhöht.

Fazit: Nervig, leider jedoch ein Trend

Es ist mehr als nervig, dass man nicht nur spezielle proprietäre Software benötigt, sondern zudem noch ein Konto mit Überprüfung der Handynummer – nur um die Entsperrung zu beantragen. Zusätzlich hat man noch eine künstlich sehr hohe Wartezeit. Kauft man sich ein neues Handy, welches man flashen möchte, liegt es erst mal einige Tage in der Ecke, bis man es endlich einrichten kann. Im Hinterkopf sollte man zudem behalten, dass Xiaomi dadurch die volle Kontrolle über den gesamten Prozess besitzt. Der Hersteller kann dieses Werkzeuge morgen unbrauchbar machen und damit verhindern, dass man als Nutzer von allen Freiheiten auf seinem Gerät Gebrauch machen kann – das ist bedenklich, nachdem dies offensichtlich bereits jetzt nicht gewünscht zu sein scheint.

Vereinzelt wurden Möglichkeiten bekannt, wie man dies umgehen oder zumindest die Wartezeit reduzieren konnte. Alle mir bekannten funktionierten jedoch nur zeitweise, bis Xiaomi sie entdeckte und unbrauchbar machte. Die Zeiten, in denen man problemlos jedes kompatible ROM flashen konnte, ohne auf den Hersteller angewiesen zu sein, scheinen vorbei. Das wird nicht nur dann problematisch, wenn Unternehmen sich in Zukunft dazu entscheiden, dies weiter einzuschränken. Es verhindert auch die Weiternutzung, nachdem ein Hersteller die Geräte nicht mehr pflegt und ggf. nicht mal mehr die Entsperrungsdienste anbietet, weil er beispielsweise pleite ist oder sich aus anderen Gründen aus dem Markt zurückzieht.

Leider ist das kein Einzelfall. Die Hersteller haben kein Interesse daran, dass man freie Software verwendet und damit das Gerät oft deutlich länger nutzen kann, als mit der ausgelieferten Software, die teils schon nach Monaten, maximal wenigen Jahren nicht mehr gepflegt wird. Unternehmen wie LG haben diese Möglichkeit zumindest bei einzelnen Modellen bereits komplett abgeschafft. Es ist zu befürchten, dass dies kein Einzelfall bleibt und zukünftig vermehrt Android-Geräte zur Black Box werden – die man nur mit dem standardmäßig vorinstallierten System nutzen kann.

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