HP ProDesk 600 G2 MT im Test: PC für unter 100 Euro – Desktop-Alternative zum Raspberry Pi 4?

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HP ProDesk 600 G2 MT im Test: PC für unter 100 Euro – Desktop-Alternative zum Raspberry Pi 4?

Einer der Nachfolger des HP 260 G2 ist der HP ProDesk 600 G2 MT. Er ist deutlich größer und ähnelt eher dem Volumen eines kompakteren Tower-PCs, wenngleich es mit dem G2 SFF und G2 Mini zwei kompaktere Varianten gibt. Der G2 ist gebraucht für deutlich unter 100€ zu haben und wahlweise auch in verschiedenen Ausstattungen von gewerblichen Händlern mit entsprechendem Aufpreis verfügbar. Dieser Beitrag prüft, in wie weit der G2 MT eine empfehlenswerte Anschaffung ist: Sowohl unter GNU/Linux, als auch Windows inklusive Messung des Stromverbrauches.

Hardware des 600 G2 MT

In dem von mir gekauften PC sind folgende Komponenten verbaut:

  • Intel i3-6100
  • 8 GB DDR4 Arbeitsspeicher
  • 500 GB 3,5″ Festplatte

Der i3-Prozessor ist im 14 nm Verfahren gefertigt und stammt aus dem Jahre 2015. Er besitzt 2 Kerne mit 4 Threads, 3 MB Cache und 51 Watt TDP. Im Benchmark von cpubenchmark.net erreicht die CPU 4.151 Punkte – fast das 5-Fache des BCM2711 des Raspberry Pi 4, der mehrere Jahre jünger ist, aber natürlich primär auf Größe und geringen Stromverbrauch optimiert ist, im Gegensatz zur Intel i3-Reihe. Dies dient daher primär der Einordnung, ein direkter Vergleich wäre nicht ganz fair.

Offiziell werden bis zu 32 GB RAM unterstützt, sodass noch Luft für Erweiterungen vorhanden ist. Das verbaute Mainboard besitzt dafür insgesamt 4 Steckplätze, in meiner Konfiguration war nur einer davon belegt. SATA-Laufwerke können insgesamt drei Stück verbaut werden.

Aufgrund des Alters besitzt der PC noch ein CD-Laufwerk. Dies sticht durch seinen Formatfaktor hervor: Statt der üblichen 3,5″ Laufwerke ist es im 2,5″ Slim Format, wie man es sonst nur in Notebooks findet. Dementsprechend fährt es auf Knopfdruck nur ein Stück heraus. Ein Nachteil ist das nicht, es sorgt sogar tendenziell für eine bessere Luftzirkulation im Gehäuse.

Definitiv nicht mehr zeitgemäß ist die Festplatte für die Installation eines Betriebssystems. Ich habe daher eine 2,5″ SSD verbaut, diese sind – je nach Kapazität – bereits ab etwa 20 Euro zu haben. Sie beschleunigt das System spürbar, vor allem wenn ein OS mit grafischer Oberfläche oder gar das vergleichsweise schwergewichtige Windows darauf läuft.

Das Netzteil stammt von HP selbst und verfügt über eine maximale Leistung von 280 Watt. Den PC mit einer dedizierten Grafikkarte aufzurüsten ist daher nur eingeschränkt möglich. Ein Wechsel gestaltet sich zudem als schwierig, da das Netzteil zwar auf den ersten Blick dem ATX-Formatfaktor entspricht. Auf den Zweiten jedoch nicht den üblichen 24 (früher 20) Poligen ATX-Stecker für die Stromversorgung des Mainboards verwendet. Ersatzteile sind zwar (noch) verfügbar, doch Aufrüsten ist mit dieser proprietären Technologie schwierig.

Anschlüsse

Vorne ist jeweils eine 3,5 mm Klinkenbuchse für Mikrofon und Kopfhörer vorhanden sowie insgesamt vier USB-Anschlüsse – die zwei blauen nutzen den schnelleren USB 3.0 Standard.

Hinten finden sich weitere vier USB 3.0 Anschlüsse und zwei langsamere USB 2.0 – insgesamt macht das zehn USB-Buchsen. An denen herrscht bei diesem PC definitiv kein Mangel. Ansonsten sind die weiteren Anschlussmöglichkeiten hinten eher spärlich: Neben den üblichen 3,5 mm Klinkenbuchsen zur Tonübertragung gibt es analogen VGA, 2x DisplayPort, einen seriellen Anschluss sowie noch 2x PS/2 für die älteren Tastaturen/Mäuse. Bei Bedarf ließen sich die PCI-Einschübe u.a. für eine Erweiterung nutzen.

BIOS/UEFI

Das Bios/Uefi wird beim Booten mit der F10 Taste geöffnet. Mit ESC erreicht man eine Übersichtsseite, auf der sich unter anderem die Startreihenfolge temporär umstellen lässt. Man sollte die gewünschte Taste direkt nach dem Einschalten kontinuierlich drücken – auch wenn (je nach Einstellung) ein Startbildschirm auf die Funktion der ESC-Taste hinweist, hat es in meinem Test an dieser Stelle nicht mehr funktioniert.

Es ist bereits optisch nicht mit dem des HP 260 G2 zu vergleichen, es wurde visuell komplett überarbeitet. HP hebt sich weiterhin durch die deutsche Sprache hervor. Funktionell ist alles gängige an Board, auf Komfortfunktionen wie beispielsweise eine umfangreichere Lüftersteuerung muss man verzichten.

Desktop-Nutzung & Stromverbrauch

GNU/Linux mit Manjaro und Linux 5.15/6.1

Wenngleich HP leider keine GNU/Linux-Distributionen unterstützt, verhält es sich in der Praxis ähnlich wie mit Windows 11. Da GNU/Linux keine künstliche Beschränkungen bezüglich der Hardware setzen, müssen hier allerdings auch keine Umgangen werden. Die Installation ist daher problemlos möglich, ohne Hacks zur Entfernung von Prozessorprüfung, TPM oder SecureBoot. Testweise habe ich Manjaro installiert, was Windows 11 in nichts nachsteht – sowohl mit dem standardmäßig installierten 5.15er Kernel, als auch dem neueren 6.1er. Hier ebenfalls eine flüssige Bedienung, die Wiedergabe eines 1080P Videos belastet den gesamten Prozessor mit um die 20 Prozent.

Der Energiebedarf liegt im Leerlauf (1) bei 9,9 Watt und steigt beim Streamen von Videos (2) auf etwa 16,7 Watt an. Unter Vollast (3) mit stress -c 4 fällt der Unterschied zu Windows besonders groß aus: 38,7 Watt messe ich auch nach längerer Laufzeit – das sind mehr als 22 W weniger, als unter Windows 11.

Sowohl unter GNU/Linux als auch Windows ist der PC wahrnehmbar, übermäßig laut allerdings selbst unter künstlich Vollast nicht. Der Gehäuselüfter unterstützt bei der Kühlung.

Microsoft Windows

Offiziell unterstützt werden nur Windows-Betriebssysteme in den Versionen 7, 8.1 und 10. Bis auf Windows 10 haben alle bereits das von Microsoft festgelegte Lebensende erreicht. Windows 10 wird zwar noch unterstützt, jedoch nur noch bis Oktober 2025. Durch die von Microsoft künstlich hoch festgelegten Anforderungen wird Windows 11 auf diesem PC offiziell nicht unterstützt. Über Hacks lässt sich Windows 11 dennoch installieren, die technischen Hintergründe werden hier erklärt. Wie auf vielen anderen PCs auch ist dies eine politische Entscheidung, da das System trotzdem ohne erkennbare Probleme flüssig läuft. Sowohl das Browsen im Web als auch die Wiedergabe von Videos auf beispielsweise YouTube sind in Full-HD mit 1080p keine Herausforderung.

Eingesteckt, aber nicht eingeschaltet verbraucht der HP etwa 1,2 Watt Standby-Energie. Im Leerlauf mit Windows 11 sind es etwa 14,6 W. Wird ein Video auf YouTube in Full-HD Auflösung gestreamt, bewegt sich der Energiebedarf mit durchschnittlich 20 Watt immer noch in einem akzeptablen Bereich. Die Auslastung des i3-Prozessors liegt dabei meist zwischen 12 und 23 Prozent. Als sie einmal deutlich angestiegen ist, das es daran, dass Microsoft uns ein Edge-Update unterjubeln wollte. Anschließend sank die Auslastung wieder. Unter Vollast mit Prime95 wurden 60,9 Watt gemessen.

Preis

Der günstigste Preis lässt sich meist mit einzelnen Exemplaren von privaten Verkäufern erzielen: So habe ich für das Gerät mit Intel i3-6100, 8 GB RAM und 500 GB SSD nur 56 Euro bezahlt, . Dafür habt ihr allerdings keine Gewährleistung und bei den meisten Verkäufern keine Möglichkeit zur Rücknahme. Auch kann man keine professionelle Aufbereitung erwarten, der PC war nicht gereinigt. Anpassungen in der Ausstattung sind in der Regel ebenfalls nicht möglich.

Alternativ findet man für einen geringen Aufpreis auch gewerbliche Händler, die eine ähnliche Ausstattung für rund 90 € verkaufen – in diesem Beispiel mit einer SSD. Zwar recht klein, für das Betriebssystem jedoch unter Umständen noch ausreichend.

Fazit

Der HP ProDesk 600 G2 MT ist physisch deutlich größer, als ein Mini-PC oder Raspberry Pi – das Gehäuse entspricht einem kompakten Desktop-Computer. Obwohl die Hardware bereits einige Jahre alt ist, reicht sie für die alltägliche Nutzung ohne spezielle Anforderungen noch völlig aus und wird dies wohl auch noch einige Zeit tun. Verglichen mit kleineren Systemen ist der Stromverbrauch messbar höher.

In wie weit sich das auf der Rechnung bemerkbar macht, hängt stark vom Einsatzzweck ab: Als Server würde ich den 600 G2 nicht nutzen, hier ist mit spürbaren Mehrkosten durch den Dauerbetrieb zu rechnen. Zur gelegentlichen Nutzung oder auch als Zweit- oder Testsystem spricht jedoch wenig dagegen. Zumal das große Gehäuse und die X86 Architektur die Vorteile der Aufrüstbarkeit bieten, man kann weitere Laufwerke oder mehr Arbeitsspeicher einbauen. Neben dem vielfältigen Software-Angebot für die X86 Plattform spricht beim direkten Vergleich mit einem Raspberry Pi zudem die Arbeitsgeschwindigkeit für das Gerät, da der i3 Prozessor trotz des Alters wesentlich mehr Leistung besitzt.

Leider setzt HP nicht auf Standards, sondern wandelt diese ab. Dies erschwert sowohl die Erweiterung als auch den Tausch des Netzteiles. Identische Ersatzteile sind zwar noch verfügbar, allerdings bleibt fraglich, wie lange – Alternativen gibt es kaum. Diesen Nachteil muss man beim ProDesk 600 G2 MT in Kauf nehmen.

Für den Preis von deutlich unter 100 Euro ansonsten ein durchaus interessantes Angebot für den Desktop-Einsatz, wenn geringe Anschaffungskosten im Vordergrund stehen und man keine Erweiterungen durchführen möchte. Ansonsten ist der Lenovo ThinkCentre (Tiny) eine Alternative: Geringerer Stromverbrauch (v.a. im Leerlauf sind es ca. 50%), allerdings beim Tiny nur die Möglichkeit für eine 2,5″ SATA Festplatte oder SSD.

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