Neue WhatsApp AGB ab 15.05.2021: Muss ich zustimmen? Was ändert sich? (Neu: Video + Text)

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Neue WhatsApp AGB ab 15.05.2021: Muss ich zustimmen? Was ändert sich? (Neu: Video + Text)

Seit einigen Monaten sorgt WhatsApp für Verwirrung: Die für Anfang des Jahres geplante AGB-Änderung wurde sogar verschoben, nachdem es zu zahlreicher Kritik kam und andere Messenger sich über eine große Menge an neuen Nutzern freuten. Doch auch drei Monate später ist die Lage kaum übersichtlicher. Viele Nutzer sind daher verunsichert: Was ändert sich durch die neuen WhatsApp AGB überhaupt? Muss ich sie akzeptieren und was geschieht, wenn ich dies nicht tue? Wird der Dienst dadurch unsicherer? Sollte ich wechseln oder zumindest darüber nachdenken? Diese und weitere Fragen sind nach wie vor offen.

Wir schaffen Klarheit und testen dafür ein neues Format: Videos. Auf 7 Minuten sind alle Infos zusammengefasst, die du zur derzeitigen Lage der neuen WhatsApp-AGB wissen solltest. Du kannst wahlweise das Video schauen, oder aber den gesamten Inhalt an dieser Stelle in Textform lesen. Sämtliche verwendeten Quellen sind am Ende des Beitrages zu finden.

Kurze Vorgeschichte: Was ist passiert?

Anfang 2021 kündigte WhatsApp neue Nutzungsbedingungen an. Einige der bis zu 58 Millionen Nutzer in Deutschland waren alarmiert – viele dachten über einen Wechsel zumindest nach. Als Reaktion verschob WhatsApp den Stichtag um drei Monate auf den 15.Mai 2021. Aktuell erhalten viele Nutzer erneut eine Aufforderung ähnlich der abgebildeten, die zum Akzeptieren der neuen AGB auffordert.

Was soll sich mit den neuen AGB ändern?

Im Kern sollen Kunden ein Unternehmen über WhatsApp kontaktieren können – etwa für Fragen oder Bestellungen. Damit soll der kostenlos angebotene Messenger endlich Geld abwerfen. Datenschutztechnisch sind diese Änderungen relativ harmlos. Bei vielen Nutzern kam das jedoch anders an, woran WhatsApp auch selbst schuld ist. Alleine die jüngsten Änderungen finden sich auf drei Seiten verstreut.

Doch warum dann die Aufregung?

Schauen wir uns zunächst an, welche Daten WhatsApp überhaupt erhebt:

  • Informationen über eurer Handy wie Hersteller/Modell
  • Das Betriebssystem und die Version
  • Füllstand eures Akkus
  • Welche Internetverbindung ihr nutzt
  • Eure Handynummer
  • Profilbild
  • Informationen zu eventuell anderen Facebook-Diensten
  • Das gesamte Adressbuch mit Namen und Nummern aller Kontakte (die dieser Übermittlung wohl nie zugestimmt haben – das ist aber ein anderes Problem)
  • Darüber hinaus Metadaten, also wer wann mit wem kommuniziert
  • Und weitere Daten wie z.B. den Onlinestatus oder ggf. den Standort

Die Nachrichten sind ausgeschlossen, wobei diese aufgrund der Verschlüsselung ohnehin nicht lesbar sein sollten. Auch wenn die Metadaten harmlos erscheinen, geben sie vor allem in Masse erschreckend viele Informationen preis, wie mehrere Studien bestätigen konnten.

Diese Daten können tatsächlich an Unternehmen der Facebook-Gruppe weitergegeben werden – darunter Facebook selbst, aber auch Facebook Pay und Tech. Laut Datenschutzerklärung aber nur im Sinne und Auftrag von WhatsApp, also ähnlich wie ein Dienstleister. Facebook selbst darf diese Informationen nicht zu eigenen Zwecken wie z.B. Werbung nutzen. Kontrollieren kann es jedoch keiner – man muss WhatsApp vertrauen.

Bereits bei der Übernahme im Jahre 2014 versprach Zuckerberg, WhatsApp würde eigenständig bleiben. Gerade einmal 2 Jahre später wurde die AGB geändert: Die Handynummer jedes WhatsApp-Nutzers soll an Facebook weitergegeben werden, um ein eventuell vorhandenes Facebook-Konto zu finden. Der Nutzer konnte zwar widersprechen. Im Kleingedruckten wurden die Daten trotzdem für „andere Zwecke“ wie unter anderem „Verbesserungen“ weitergegeben. U-Labs berichtete im September 2016 darüber.

Auch Werbung solle ein NoGo sein – bis wenige Jahre später mit Anzeigen im Status experimentiert wird. Ob man solch einem Unternehmen ohne Kontrollmöglichkeit glauben schenken mag, muss jeder selbst für sich entscheiden.

WhatsApp und Facebook werden genauer betrachtet

Gerade durch solche fragwürdigen Vorgehensweisen schauten viele genauer hin. Dem Datenschutzbeauftragte von Hamburg, Johannes Caspar, fielen dabei eine Reihe an Ungereimtheiten auf. Laut seiner Auswertung fehlt grundsätzlich eine rechtliche Grundlage, warum WhatsApp überhaupt Daten an Facebook weitergeben sollte. Er bemängelte auch die fehlende Transparenz – und die daraus entstehende Verwirrung.

Die Zustimmung sei nicht freiwillig möglich, da sie Voraussetzung für die Nutzung ist. Durch die Datenschutzgrundverordnung gilt ein Kopplungsverbot. Fraglich ist auch, in wie weit Kinder und Jugendliche überhaupt zustimmen können. Er listet noch weitere Punkte auf, die fragwürdig bis widersprüchlich sind. Und kommt zusammengefasst zu dem Schluss: Bereits die bestehende Datenschutzerklärung erfüllt die Datenschutzgrundverordnung in vielerlei Hinsicht nicht. Als Motiv sieht er das Ausbauen der Verbindung zwischen Facebook und WhatsApp – das Gegenteil von dem, was Zuckerberg damals versprochen hat.

Facebook’s endlose Datenskandale

Gerade diese Verbindung sieht Caspar unter der Vergangenheit von Facebook kritisch und ließ die Weitergabe jeglicher Daten von WhatsApp zu Facebook daher mit einer Anordnung für 3 Monate unterbinden. Denn seit Jahren folgt ein Facebook-Skandal auf den nächsten, bei denen eine 2 bis 3-Stellige Millionenanzahl von Betroffenen keine Seltenheit ist. Die hier gezeigte Auswahl ist nicht vollständig und soll nur einen Eindruck vermitteln, um welche Dimensionen es hierbei geht.

Zunehmend versucht Facebook die Skandale auszusitzen, und hat Erfolg: Trotz Rekordstrafen ist die Bilanz positiv. Sicherheit und Datenschutz scheinen für Facebook keine große zu spielen, so lange man trotzdem genug Geld verdient.

Was sollte ich als Nutzer nun tun?

Wer den neuen AGB nicht zustimmen möchte, kann sie über das X wegdrücken. Einige Zeit später wird man erneut erinnert und kann dies wiederholen. Was genau langfristig passiert, war lange Zeit unklar – ein weiterer Kritikpunkt aus Hamburg. Zwischenzeitlich erklärte Facebook, dass die Nutzung nach und nach eingeschränkt werden sollte. Mittlerweile rudert man zurück, wonach die verweigerte Zustimmung aktuell keine Konsequenzen hat. Von dieser Möglichkeit kann man also Gebrauch machen.

Langfristig ist meiner Meinung nach ein Wechsel die beste Option. Denn Facebook will mit WhatsApp möglichst viel Geld verdienen. Bei einem kostenlosen Produkt bleiben dafür nur Werbung und möglichst vielen Daten zu sammeln. Davon abhalten dürften den Konzern nur staatliche Regulierungen wie z.B. eine Zerschlagung.

Aber zu welchem Messenger wechseln?

Diese Frage würde den Rahmen sprengen und bietet Stoff für mindestens ein eigenes Video. Zusammengefasst dürften Signal und Threema für die Anforderungen vieler Privatanwender geeignet sein, beide lassen sich auch ähnlich wie WhatsApp bedienen. Telegram schreibt sich zwar Sicherheit und Datenschutz auf die Fahne, schneidet in diesen Punkten jedoch teils deutlich schlechter ab. Dafür ist der Dienst bequemer.

Quellen

Alle Seiten wurden zwischen dem 13.05.2021 und 14.05.2021 abgerufen.

https://faq.whatsapp.com/general/security-and-privacy/were-updating-our-terms-and-privacy-policy?ref-banner
https://faq.whatsapp.com/general/security-and-privacy/answering-your-questions-about-whatsapps-privacy-policy?ref-banner
https://faq.whatsapp.com/general/security-and-privacy/about-new-business-features-and-whatsapps-privacy-policy-update
https://faq.whatsapp.com/general/security-and-privacy/the-facebook-companies
https://www.whatsapp.com/legal/updates/privacy-policy-eea -> EU
https://www.whatsapp.com/legal/updates/privacy-policy -> außerhalb der EU
https://faq.whatsapp.com/general/security-and-privacy/the-facebook-companies

https://u-labs.de/portal/2-jahre-hielt-das-facebook-versprechen-fragwuerdige-datenschutzerklaerung-uebermittelt-whatsapp-nutzerdaten-an-facebook/
https://datenschutz-hamburg.de/pressemitteilungen/2021/05/2021-05-11-facebook-anordnung
https://www.netzwelt.de/news/184033-whatsapp-neuen-nutzungsbedingungen-120521.html
https://www.heise.de/tipps-tricks/WhatsApp-Daten-Auf-was-kann-Facebook-zugreifen-5052804.html
https://www.heise.de/news/WhatsApp-schiebt-Einfuehrung-der-neuen-Datenschutzregeln-auf-5026474.html
https://www.zdf.de/nachrichten/digitales/whatsapp-neue-agbs-dsgvo-100.html
https://www.messengerpeople.com/de/whatsapp-nutzerzahlen-deutschland/
https://netzpolitik.org/2014/metadaten-wie-dein-unschuldiges-smartphone-fast-dein-ganzes-leben-an-den-geheimdienst-uebermittelt/
https://www.divsi.de/metadaten-was-sie-wirklich-verraten/index.html

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