So schnell ist der Raspberry Pi 5: Erste Benchmarks

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So schnell ist der Raspberry Pi 5: Erste Benchmarks

Das Versprechen des Raspberry Pi 5 hat es in sich: 2-3 mal schneller als sein Vorgänger soll er sein, so Eben Upton in der offiziellen Ankündigung. Aber stimmt das wirklich? Kurz nach der Vorstellung gibt es bereits erste wenige unabhängige Tests, welche ich euch im folgenden Vorstelle. Neben der Leistung wurde auch der Stromverbrauch gemessen. Zudem gibt es Vergleiche mit dem Vorgänger und dem Orange Pi 5, der schon seit geraumer Zeit eine Alternative zum Raspberry Pi anbieten möchte.

Messungen von Heise

Heise führte den Browser-Benchmark JetStream durch und erzielte 92 Punkte mit dem Raspberry Pi 5 – der Vorgänger nur 39. Das entspricht einer Leistungssteigerung um den Faktor 2,4. Das Surfen im Web soll sich zudem deutlich schneller anfühlen. Im Benchmark des Archivprogrammes 7-Zip beträgt die Leistungssteigerung 75% beim verpacken von Dateien und 134%, wenn diese wieder ausgepackt werden. Noch deutlich besser sehen die Ergebnisse beim Verschlüsseln mit AES 128 Bit aus: Hier ist der Raspberry Pi 5 satte 20 Mal schneller, als sein Vorgänger.1 Durchaus nicht gänzlich unerwartet, nachdem der A76 über kryptografische Erweiterungen verfügt, die dem Prozessor des Raspberry Pi 4 in dieser Form fehlten.2

Zusätzlich hat Heise den Stromverbrauch gemessen: 3,25 Watt im Leerlauf und 8,6 Watt unter Vollast. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Anstieg durchaus beachtlich, laut den Messungen ungefähr 22 bis 34 Prozent mehr. Absolut gesehen sind die Werte für einen kleinen Computer noch immer gering, vor allem in Anbetracht des Leistungssprunges.

Verkehrte Welt: Raspberry Pi 5 macht nun dem Orange Pi 5 Konkurrenz?

Der Orange Pi 5 ist ein Einplatinencomputer mit dem Ziel, deutlich stärker als der Raspberry Pi zu sein – ich habe ihn schon vor längerem ausführlich getestet. Er setzt auf den Rockchip RK3588S, in dem auch der A76 als Prozessor verbaut wurde, der nun im Raspberry Pi 5 steckt. Allerdings nutzt der Rockchip bereits ARMs „big.LITTLE“ Architektur: Dem A76 steht ein schwächerer A55 zur Seite. Für Aufgaben mit geringer Rechenlast kommt der stromsparende A55 zum Einsatz. Wird mehr Leistung benötigt, schaltet sich der A76 hinzu. Dieser verbraucht mehr Energie, ist dafür aber auch stärker. Mehr dazu in meinem Test zum Orange Pi 5.

Dort war der Orange Pi 5 dem Raspberry Pi 4 klar überlegen: Schon der A76 hatte viel mehr Leistung, die sich vor allem bei der Nutzung als kleiner Desktop im Alltag positiv bemerkbar machte. Dadurch vermied er längere Wartezeiten, welche man beim Pi 4 bereits während des Surfens regelmäßig über sich ergehen lassen musste: Sein Prozessor war oft auf Vollast und kam beim Rendern komplexerer Webseiten oder gar Webanwendungen nur mühsam hinterher.

Durch das Upgrade ist dieser Vergleich neu zu bewerten und der Vergleich von Raspberry Pi 5 und Orange Pi 5 wird interessant, wie bereits jemand von euch aus der Community anmerkte. Meine Vorabprognose: Der Abstand wird deutlich zurück gehen, da beide ja über den gleichen Hauptprozessor verfügen. Dennoch sehe ich den Orange Pi durch seinen Co-Prozessor zumindest etwas weiter vorne.

Messungen von Phoronix

Phoronix hat deutlich umfangreichere Messungen durchgeführt. Außerdem wurden die Ergebnisse mit dem Raspberry Pi 4 und dem Orange Pi 5 verglichen, jeweils in der 8 GB RAM Variante.3 Auf mehreren Seiten sind die Ergebnisse vom Enkodieren/Dekodieren verschiedener Grafikformate (JPEG, Webp), GraphicsMagick (ableger von ImageMagick zur Verarbeitung von Raster- und Vektorgrafiken), der offene Videocodec AV1, MP3, das Umwandeln von Filmen in H264 mit ffmpeg, Neuronale Netzwerke die für Mobilgeräte und damit vergleichsweise schwache ARM-Prozessoren optimiert sind (ncnn), OpenSSL mit verschiedenen Verschlüsselungsverfahren/Hash-Algorithmen, das Knacken eines Passwort-Hash mit John the Ripper (ebenfalls verschiedene Algorithmen) sowie unterschiedliche allgemeine Benchmarks (TNN, pyBench, PyPerformance) und weitere.

In manchen Disziplinen ist der Orange Pi 5 den beiden Raspberry Pis mit größerem Vorsprung überlegen, ein Beispiel:

Beim gleichen Codec in 4K statt Full-HD Auflösung sieht es dagegen anders au s. Hier erreicht der Raspberry Pi 5 sogar minimal mehr Bilder pro Sekunde:

Der erste Platz geht an den Orange Pi 5 mit vergleichsweise knappem Abstand zum Raspberry Pi 5. Ich habe mit mehr gerechnet. Möglicherweise liegt es daran, dass die big.LITTLE Architektur noch recht neu ist und bisher nicht überall ausgereizt wird? Das müsste man genauer untersuchen. Falls es an der Software liegt, ist hier ggf. noch Raum nach oben. Denn schlussendlich zeigen die vielen Messungen: Je nach konkretem Anwendungszweck ist der Orange Pi 5 dem Raspberry Pi 5 ein gutes Stück voraus. Teilweise ist der Abstand gering oder der Pi 5 ist sogar etwas schneller, daher der knappe Sieg.

Eindeutig ist dagegen, dass der Raspberry Pi 5 weitaus besser abschneidet, als sein Vorgänger. Dieser liegt in keiner einzigen Messung vorne sondern immer mit deutlichem Abstand hinten. In einigen Fällen sogar stark abgeschlagen. Im Gesamtergebnis aller Messungen ist eindeutig, dass der Raspberry Pi 5 weitaus besser abschneidet, als sein Vorgänger. 8.820 Punkte beim Raspberry Pi 4 stehen 24.385 des Nachfolgers gegenüber. Das entspricht einer Leistungssteigerung von rund Faktor 2,8 und liegt damit im Rahmen des Versprochenen.

Die Temperatur mit und ohne externe Kühlung wurde ebenfalls analysiert, da sie starke Auswirkungen auf die Leistung haben kann: Bereits der Raspberry Pi 4 taktet sich automatisch herunter, wenn er zu heiß wird. Außerdem können sich hohe Temperaturen negativ auf die Lebensdauer der Hardware auswirken – vor allem, wenn diese häufiger oder dauerhaft erreicht werden. Beim Raspberry Pi 5 ist es ähnlich: Nur mit dem offiziellen Kühler kann er die Taktfrequenz von 2,4GHz konstant halten, mit einer Durchschnittstemperatur von 56°C. Der gemessene Bereich lag bei 36°C bis rund 73°C. Ohne zusätzliche Kühlung sind es gute 81°C im Schnitt (50°C bis rund 90°C).

Fazit

Die ersten Messungen bestätigen, dass der Raspberry Pi 5 deutlich schneller ist, als sein Vorgänger: Faktor 2 bis 3, wie es versprochen wurde, scheinen realistisch. Der Preis wird dadurch relativiert. Manche von euch haben beklagt, dass der Raspberry Pi 4 für die gebotene Leistung kein Schnäppchen mehr ist. Das ist nicht aus der Luft gegriffen. Vor allem für Anwendungsfälle in Richtung (Micro-) Heimserver gibt es verschiedene Alternativen wie Thin-Clients oder Mini-PCs. Insbesondere gebrauchte Geräte sind sogar günstiger, als ein kompletter Raspberry Pi 4 und bieten teils deutlich mehr Leistung. An dieser Stelle möchte ich daher meine Beiträge über Alternativen sowie Hardware-Tests erwähnen. Schon seit längerem gibt es zumindest für einige Anwendungsfälle andere Geräte, die teils sogar besser geeignet sind.

Dennoch ist die Leistungssteigerung des Raspberry Pi 5 beachtlich und dürfte einige von euch freuen. Wenngleich es natürlich weiterhin Kritik gibt – durchaus zu recht. Auch am Nachfolger gibt es Dinge, die man hätte verbessern können. Hier steht Eben Upton vor der Abwägung: Was macht Sinn und ist den Aufpreis wert? Sicherlich keine einfache Entscheidung, wenn man bedenkt, wie groß die Nutzerbasis des Raspberry Pi 11 Jahre nach dessen Erscheinen mittlerweile ist – und wie unterschiedlich diese den kleinen Einplatinencomputer einsetzen.

Quellen

  1. https://www.heise.de/hintergrund/Raspberry-Pi-5-Der-Raspi-5-kommt-mit-viel-mehr-Leistung-9319020.html?seite=2 ↩︎
  2. https://developer.arm.com/documentation/100801/0401/?lang=en ↩︎
  3. https://www.phoronix.com/review/raspberry-pi-5-benchmarks/2 ↩︎

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