Raspberry Pi, mehr Linux, weniger Windows, U-IMG, Cloudhacks, Werbeblocker & mehr: Das war 2023 auf U-Labs

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Raspberry Pi, mehr Linux, weniger Windows, U-IMG, Cloudhacks, Werbeblocker & mehr: Das war 2023 auf U-Labs

Jahreswechsel sind eine günstige Gelegenheit, um einen Blick zurück zu werfen. Das möchte ich in diesem Beitrag erstmalig tun: Wir schauen uns an, welche Themen mich und euch im Jahre 2023 beschäftigt haben. Wie ich finde, war das eine ganze Menge. Daher fasse ich die aus meiner Sicht wichtigsten zusammen. Vieles dreht sich natürlich um den Raspberry Pi – darüber hinaus sind auch andere Dinge vertreten, etwa aus der GNU/Linux Welt oder von U-Labs selbst.

Image2Card

Anfang 2023 habe ich mit Image2Card einen eigenen Raspberry Pi Imager entwickelt: Er lädt Betriebssystemabbilder herunter und überspielt sie auf die Speicherkarte – inklusive Entpacken, falls nötig. Es war ein praktisches Projekt, um mit Avalonia UI auf Basis von .NET (Core) eine Desktop-Anwendung zu erstellen. Mich hat am offiziellen Raspberry Pi Imager gestört, dass dort einige nützliche Distributionen wie DietPi oder Alpine Linux fehlen. All zu viel habe ich daran bisher nicht weiter gemacht. Das hat verschiedene Gründe, der Wichtigste ist wohl Ressourcen. Die Zeit fließt mehr in Beiträge & Videos, da bleibt (leider) recht wenig für Entwicklung übrig.

Zudem habe ich damit gerechnet, dass derartige Software zeitnah an Relevanz verliert: Durch die Netzwerk-Installation kann ein Raspberry Pi sich selbst flashen. Ähnlich wie das Smartphone die PC-Nutzung reduzierte, würden sicher einige diesen Weg bevorzugen. Auf dem Raspberry Pi 4 funktioniert die 2022 vorgestellte Funktion bereits. Im neuen Raspberry Pi 5 wurde sie dagegen entfernt, dort ist ausdrücklich nur das klassische Übertragen mittels externem PC möglich. Ich denke weiterhin, dass die Netzwerk-Installation für einen Teil der Nutzer eine interessante Alternative werden wird. Aber wohl deutlich langsamer, als ich dachte.

Die Raspberry Pis sind zurück!

Lange Zeit war der Raspberry Pi Mangelware: Es war bis auf wenige Ausnahmen kaum möglich, einen Raspberry Pi 4 zu bekommen – teilweise nicht mal die deutlich in die Jahre gekommenen Vorgängermodelle. Dadurch sind die Preise stark gestiegen. Ende 2021 habe ich zum ersten Mal darüber berichtet, als für einen Raspberry Pi 4 mit 4 GB Arbeitsspeicher über 90€ inklusive Versandkosten verlangt wurden. Und das war erst der Anfang: In den folgenden Monaten sprengte er die 100€ Marke und war teilweise nur für mehr als 200€ pro Stück lieferbar.

Dies ist für die gebotene Leistung definitiv überzogen und liegt Welten über dem Einführungspreis. Zum Vergleich: 2019 kam der Raspberry Pi 4 mit 4 GB Arbeitsspeicher für knapp 60€ auf den Markt. Wenige Jahre später sollte das gleiche Gerät etwa 2-3x so viel kosten. Das ist schwer nachvollziehbar und macht das Versprechen eines universellen Computers, der für relativ wenig Geld vieles können sollte, leider kaputt. Darüber hinaus waren solche Preise für einige ohnehin nicht stemmbar, nachdem durch verschiedene Krisen eine ganze Reihe an alltäglichen Dingen teurer wurde – während teilweise die Einkommen durch Kurzarbeit sanken.

All das zog sich über viele Monate hin, doch 2023 war das Jahr, in dem sich das ändern sollte: Im Juli erreichte uns die „Raspberry Pi Welle“. So habe ich es genannt, weil Eben Upton uns im Zuge einer gesteigerten Produktion Millionen von Pis versprochen hatte. Im Juli war es endlich soweit, mehrere offizielle Shops hatten den Raspberry Pi 4 auf Lager. Auch der Vorgänger konnte wieder zu vernünftigen Preisen bestellt werden. Einzig die Beschränkung der Stückzahl blieb noch. Doch das war trotz allem ein großer Fortschritt, nachdem Pis bis dahin nur in kleineren Mengen zum offiziellen Preis lieferbar waren. Meine Prognose erwies sich als Richtig – dies war der Anfang der „Welle“. Kurz darauf normalisierte sich der Lieferzustand dauerhaft.

Die Preise sind dennoch etwas gestiegen, da man durch höhere Materialkosten zum einen Preissenkungen aus der Vergangenheit wieder zurücknehmen musste. Bei manchen Modellen war laut offiziellen Aussagen eine Preiserhöhung unumgänglich.

Die Zeit der Raspberry Pi Alternativen

Bis der Raspberry Pi wieder lieferbar war, haben „Alternativen“ großes Interesse geweckt. Nicht erst im Jahre 2023, aber eben auch dort. Mich hat das von Anfang an etwas verwundert, dass für bestimmte Aufgaben wie z.B. einen Heimserver der Raspberry Pi als Maßstab genommen wurde und somit X86 PCs als „Raspberry Pi 4 Alternativen“ galten. Ich betreibe seit Jahren einen eigenen Server und würde alleine schon wegen den fehlenden SATA-Anschlüssen keinen Raspberry Pi nehmen. Klar, kann man zwei USB-Platten anschließen und noch eine USB SSD. Man hat mindestens drei Netzteile und eines der drei Laufwerke muss mit USB 2.0 Vorlieb nehmen – eine technisch solide Plattform sieht für diesen Anwendungszweck anders aus. Hatte für mich teilweise den Eindruck von Schrauben per Hammer in die Wand schlagen, damit wir für alles den Hammer verwenden können. Ich nehme an der Stelle dann doch lieber die Bohrmaschine…

Sicher, für eine kleine NextCloud um ein paar Dateien zu teilen, genügt ein Raspberry Pi mit angeschlossener USB-Platte. In dem Szenario kann man ggf. auch auf die Ausfallsicherheit verzichten. Ich kann verstehen, dass jemand, der diese Weitsicht nicht hat, nie groß mit GNU/Linux-Servern gearbeitet hat und nur den Raspberry Pi kennt, in allem einen Nagel sieht. Gerade weil der Raspberry Pi so vielseitig ist. In dieser Kombination sah ich oft Verwirrung aufkommen: Wer z.B. den Pi für eine kleine Nextcloud oder andere Serverdienste nutzt, sieht in einem günstigen Mini-PC eine Alternative. Der Elektronik-Bastler dagegen nicht, weil ihm die GPIO-Ports fehlen. Daher habe ich 2023 versucht, diese Diskussion zu versachlichen und einen ersten Beitrag darüber geschrieben, was für wen eine Alternative sein kann und was eher nicht. Später ergänzt durch einen weiteren, der Fragen beantwortet, die man sich vor dem Kauf stellen sollte.

Schneller als gedacht: Der Raspberry Pi 5

Bei den Einplatinencomputern war der Raspberry Pi 5 wohl die größte Überraschung des Jahres 2023: Eben Upton hatte ihm ursprünglich eine Absage für dieses Jahr erteilt. Ab der zweiten Jahreshälfte sollte zunächst mit der Planung begonnen werden, mit einem neuen Modell wäre daher nicht vor 2024 zu rechnen. Doch wie alle Leser hier längst wissen, folgte bereits im September 2023 noch die Vorstellung. Wenige Wochen später startete bereits der offizielle Verkauf: Seit dem 23.10.2023 ist der Raspberry Pi 5 erhältlich, sofern die Händler ihn in ausreichender Stückzahl auf Lager haben.

Der Andrang ist nachvollziehbar, da der Raspberry Pi 5 interessante Neuerungen enthält. Durch die PCI-Express Schnittstelle lässt sich eine M.2 SSD nutzen. Erstmals gibt es eine verbaute Alternative zu den Speicherkarten, die weder für hohe Geschwindigkeiten, noch eine lange Lebensdauer bei höherer Schreiblast bekannt sind. Außerdem kann weiteres Zubehör mit vergleichsweise hohen Datenraten angebunden werden. Bisher war das nur extern per USB möglich.

Durch den stärkeren Prozessor hat sich dessen Geschwindigkeit ebenfalls deutlich verbessert. Selbst mit Speicherkarte merkt man das deutlich. Bei der Desktop-Nutzung mit dem Raspberry Pi 4 war der Prozessor immer der Flaschenhals, der selbst beim Surfen oft zu 100% ausgelastet war. Das fühlt sich nun deutlich besser an. Daher wird 2024 ein neuer Test folgen, um im Detail zu prüfen, wie gut sich der Raspberry Pi 5 als Desktop-Ersatz schlägt. Und natürlich einige weitere Inhalte, mit denen ich Ende 2023 bereits begonnen habe. Beispielsweise ganz aktuell die Frage, ob der Raspberry Pi 5 einen Kühler benötigt, welche eher versteckten Neuerungen in ihm stecken oder auch, ob ihr wirklich ein neues Netzteil benötigt.

Raspberry Pi OS 12 ist da

Passend zum neuen Raspberry Pi 5 wurde kurz davor eine neue Version des Raspberry Pi OS Betriebssystems veröffentlicht. Es basiert auf Debian 12 Bookworm, dessen umfangreichste Veränderung wohl der Einbau unfreier Firmware in die offiziellen Installationsmedien darstellt. Zwischen beiden Distributionen gibt es mehrere Unterschiede: So liefert das Raspberry Pi OS in Mitten einer laufenden Hauptversion größere Kernelupdates aus. Auch der Wechsel von X11 zu Wayland erfolgte erst später, da das Raspberry Pi OS seine eigene Desktopumgebung mitbringt. Dieser Schritt wurde mit dem Raspberry Pi OS 12 vollzogen, es nutzt standardmäßig Wayland. Als Folge davon kommt es zu einigen Änderungen, welche die Desktop Edition betreffen. Beispielsweise ist der bisherige VNC-Server nicht mit Wayland kompatibel, sodass dieser ersetzt wurde.

Ihr merkt schon, der Wechsel von X11 zu Wayland ist kein trivialer Schritt. Zumal er die gesamte Desktop-Welt im GNU/Linux Ökosystem betrifft. Daher habe ich dies in einem eigenen Beitrag erklärt, welcher auch auf die Hintergründe eingeht. So ist besser nachvollziehbar, warum es diese Migration gibt, wieso sie sich über die Distributionen seit mehreren Jahren zieht und wie die Lage dazu derzeit aussieht.

Auch für die Ausgabe von Ton wurde gewechselt: Statt ALSA kommt PipeWire zum Einsatz. Netzwerkverbindungen werden über NetworkManager abgewickelt, wie es viele andere GNU/Linux-Distributionen seit Jahren ebenfalls tun. Bis davon hat dies dhcpcd unter Raspberry Pi OS 11 erledigt. Dadurch gibt es neue integrierte Funktionen, wie z.B. das Einrichten von WLAN-Hotspots. Positiv für die Browserwelt ist die offizielle Unterstützung von Firefox: Er bekam Hardwarebeschleunigung und ist dadurch mit Chromium vergleichbar. Zuvor hatten die Nutzer keine uneingeschränkte Wahl – was insbesondere bei Googles Chromium Browser problematisch ist.

Totalschäden bei Microsoft und weiteren Clouddiensten

Anfang 2023 habe ich in einem Beitrag die grundsätzlichen Sicherheitsprobleme von Cloudspeicherdiensten erklärt und in einem weiteren, wie man sich durch Ende-zu-Ende Verschlüsselung mit der quelloffenen Software Cryptomator dagegen schützen kann. Das Thema ist nicht neu, ich hatte es bis dahin aber nur in diversen Forenbeiträgen zusammengefasst. Diese beiden führen es detaillierter mit Beispielen aus und zeigen Schritt-für-Schritt, wie man Cryptomator einrichtet.

Das Kernproblem bei unverschlüsselten Daten: Der Cloudanbieter kann alles damit machen – rein schauen, manipulieren, klauen usw. Und ist als zentraler Dienst ein lohnenswertes Ziel für Angreifer. Einer meiner 3 Gründe aus dem Beitrag, warum man seine Daten verschlüsseln sollte, war daher die Frage nach einem erfolgreichen Angriff auf den Clouddienst. Dabei hat der Angreifer die gleichen Rechte: Zugriff auf alle Kundendaten. Er kann rein schauen, manipulieren und klauen. Auch dafür hatte ich Beispiele genannt, bei denen durchaus größere Unternehmen betroffen waren. Inklusive Auswirkungen auf Endanwender.

Was ich zu der Zeit nicht wusste: Microsoft wird mir nicht nur einen Totalschaden als Paradebeispiel für einen der größten Clouddienste weltweit liefern, der den Schutz seiner Kundendaten vernachlässigt. Sondern gleich zwei. Der erste wurde wenige Wochen später unter „BingBang“ bekannt: Die Konfiguration des Azure Active Directory war so dermaßen kaputt, dass man mit nur einem Mausklick JEDEM Microsoft Cloud Nutzer Zugriff auf eigene Anwendungen gewähren konnte. 25% der geprüften Instanzen waren betroffen. Und als Knaller auch zahlreiche interne Administrationssysteme von Microsoft selbst:

  • Inhalte auf MSN.com (Platz 45 der weltweit am häufigsten aufgerufenen Internetseiten) manipulieren
  • Inhalte & Suchergebnisse der Suchmaschine Bing manipulieren
  • Zugriff auf ein internes Dateiverwaltungssystem von Microsoft mit 4 Exabytes an Daten (4.000.000 Terrabytes)
  • Benachrichtigungen an Microsoft Entwickler senden
  • Manipulation der Microsoft Hotline
  • Inhalte im Power Automate Blog manipulieren/veröffentlichen

Mitte 2023 wurde Microsoft 365 gehackt. Microsoft hat sich Generalschlüssel klauen lassen, womit jeder in jedes Konto rein kam. Der Konzern spielte den Vorfall herunter und behauptete beispielsweise, „nur“ Outlook Online wäre betroffen. Und das seien chinesische Hacker gewesen, die für deren Regierung spionieren. Spätestens hier haben wir den indiskutablen Totalschaden. Davor standen alle Türen offen und Microsoft hatte Glück. Diesmal sind böswillige Akteure eingetreten, um alles raus zu tragen. Vielleicht auch anzuzünden, das wissen wir nicht. Microsoft übrigens ebenfalls nicht.

Übrigens ist das nicht der einzige Clouddienst, der die Sicherheit in der Praxis stark vernachlässigt und dadurch seine Nutzer/Kunden gefährdet hat: Hikvision, einer der führenden Anbieter von Überwachungskameras mit einem weltweiten Marktanteil von 22,6%, ist bereits mehrfach mit schweren, teilweise grob fahrlässigen Sicherheitsmängeln aufgefallen. Ihr Clouddienst war derart schlecht geschützt, dass er von Kriminellen zum Verkauf von Pornografie genutzt wurde – unter anderem von Kindern.

Bei Googles Cloudspeicherdienst Google Drive kam es zwar bislang zu keinem öffentlich bekannt gewordenem Angriff durch Dritte. Allerdings wurde 2023 ein Fehler bekannt, durch den zumindest ein Teil der Nutzer ihre Daten verloren hat.

YouTube sagt Werbeblockern den Kampf an

2023 war auch das Jahr, in dem YouTube erstmals aktiv gegen Werbeblocker vorgegangen ist und das nach wie vor tut. Zunehmend mehr Nutzer werden dazu aufgefordert, ihre Werbeblocker zu deaktivieren – oder alternativ ein Abo abzuschließen. Dies ist allerdings mit YouTube Music gekoppelt und damit für einige unnötig teuer. Das „Lite“ Abo ist nur bedingt eine Alternative, da es keine komplette Werbefreiheit garantiert sowie weitere Einschränkungen beinhaltet. Die Maßnahmen sind umstritten, sowohl moralisch aus Nutzersicht, als auch rechtlich.

Alternative Oberflächen wie beispielsweise Invidious sind dem Konzern ebenfalls ein Dorn im Auge: Sie sind zwar schneller und schützen die Privatsphäre des Nutzers, weil u.a. Werbung & Tracker nicht geladen werden. Aus Sicht von Google verursachen sie damit Kosten, ohne Einnahmen zu generieren.

U-IMG nicht mehr öffentlich erreichbar

U-IMG ist in diesem Monat 10 Jahre alt geworden. Leider gibt es schlechte Neuigkeiten: Nach über 9 Jahren musste ich mich dazu entscheiden, den öffentlichen Upload von Bildern abzuschalten. Ursache ist eine Abuse, die am 15.05.2023 bei mir per E-Mail einging. Dabei wurden fünf hochgeladene Bilder gemeldet, die kinderpornografisches Material enthielten. Die Meldung erfolgte am späten Nachmittags, ich habe die Mail Abends gesehen, geprüft & die Bilder natürlich entfernt.

Der Hoster hat jedoch eine Frist von 1 (!!!) Stunde gesetzt. Auf Nachfrage sagte dieser, er habe keine andere Wahl: Bei CSAM Meldungen müsste er ansonsten den Server sofort sperren. Es sei von der Polizei akzeptiert, dem Kunde 1h Reaktionszeit zu gewähren und den Zugang zum Server nur zu sperren, wenn der Verantwortliche innerhalb dieser Frist nicht reagiert. Da ich arbeiten war, geschah genau das: Die IP wurde gesperrt. Als ich das Abends zuhause gemerkt habe, war der Support nicht mehr erreichbar. Somit erfolgte die Entsperrung erst am nächsten Vormittag – insgesamt eine Ausfallzeit von ca. 16 Stunden für alle U-Labs Dienste. Wegen fünf Bildern, die ein Unbekannter hochgeladen hatte. Unter zig tausenden harmlosen Bildern, die auf U-IMG seit der Gründung liegen.

Ich bin absolut gegen den Missbrauch von Kindern und lösche solche Inhalte natürlich umgehend, sobald diese mir bekannt werden. Da ich einem normalen Vollzeit-Job nachgehen muss, um meinen Lebensunterhalt zu sichern, ist es unmöglich, innerhalb von nur einer Stunde zu reagieren. Als Konsequenz habe ich im Mai 2023 die Möglichkeit deaktiviert, öffentlich Bilder auf U-IMG hochzuladen.

U-IMG wurde gegründet, um Bilder/Screenshots im Forum nachhaltig & sicher bereitstellen zu können. Bis dahin war es gängig, Drittanbieter-Hoster zu nutzen. Diese waren oft langsam, konnten die Nutzer verfolgen und das wohl Schlimmste: Sie sind über die Jahre zunehmend gestorben, der jDownloader pflegt eine große Domainliste aller Dateihoster, die dauerhaft offline sind.1 Ein paar Bespiele, die im U-Labs Forum beliebt waren:

  • 2013 kündigte ImageBanana an, im Januar 2014 zu schließen.2
  • Tinypic stellte 2019 nach 15 Jahren den Dienst ein.3
  • Seit Mai 2022 zeigt imgbox.de nur noch eine Fehlerseite,4 mittlerweile ist sogar das TLS-Zertifikat abgelaufen.
  • Auch auf imgimg.de ist seit längerem (das Starttdatum ist nicht genau bekannt) nur ein Forbidden Fehler zu sehen.
  • Abload.de schaltete Mitte Dezember 2023 die Upload-Funktion ab. Vorhandene Bilder sind noch online, aber neue hochzuladen ist nicht mehr möglich. Dafür müssten die Serverkapazitäten erweitert werden, wofür derzeit das Geld fehlt.5

Mit U-IMG sind wir unabhängig. Primär fürs U-Labs Forum gedacht, habe ich ihn bislang trotzdem für alle geöffnet gehalten. Die Kapazitäten sind vorhanden – warum sollten also nicht auch Menschen außerhalb von U-Labs den Dienst verwenden können, um ihre Bilder zu teilen? Missbrauchsversuche gab es da natürlich, das kann man bei einem öffentlich nutzbaren Dienst gar nicht verhindern. Das war immer ein sehr kleiner Teil.

Wenn dieser dazu führt, dass ich innerhalb von einer Stunde darauf reagieren muss, ist das für mich in der Form nicht mehr betreibbar und ich sehe mich gezwungen, den Dienst einzuschränken. Zukünftig wird er ins Forum eingebaut und ist damit nur noch für angemeldete Mitglieder nutzbar. Zur Not mit vorheriger Freischaltung bei neuen Mitgliedern. Ist schade, ich sehe dafür allerdings keine realistische Alternative.

Mit diesem Hintergrund stelle ich auch den Betrieb anderer öffentlicher Dienste mit Nutzerinhalten als Privatperson in Frage, wie z.B. eine eigene Mastodon-Instanz. Dort ist es noch komplizierter, weil ggf. Inhalte von anderen Instanzen verbreitet werden. Dass man das moderieren muss, ist klar – tun wir im Forum ja ebenfalls. Sobald Bilder/Videos hochgeladen werden, müsste man aber personell entsprechend ausgestattet sein, um extrem kurzfristig auf Missbrauch zu reagieren. Ansonsten ist mit Ausfallzeiten zu rechnen. Und wenn das Überhand nimmt, wahrscheinlich auch mit einem dauerhaften Kick durch den Hoster.

Dass man von Großkonzernen wie Facebook & co. so etwas verlangt, ist irgendwo noch nachvollziehbar. Die verdienen Milliarden Dollar damit, verzichten dennoch teilweise bewusst auf die Moderation ihrer Inhalte, weil es Geld kostet bzw. teils Reichweite reduziert – obwohl sie die finanziellen Mittel dafür problemlos haben. Wie man solche Maßstäbe an Privatpersonen oder Kleinunternehmer anlegen kann, ist für mich nicht nachvollziehbar. Denken wir das zu Ende, muss so was zwingend kommerziell betrieben werden. Und zwar in so großem Stil, dass man problemlos entsprechende personelle Ressourcen finanzieren kann.

Web Environment Integrity API: Google möchte das Web einschränken

Problematischer sind Googles Pläne, die „Integrität“ eines Browsers prüfen zu wollen. So könnte der Konsum von Inhalten verweigert werden, wenn dieser durch z.B. Erweiterungen Modifiziert wurde. Der Gedanke zu einer konsistenten Blockierung von Werbeblockern und anderen unliebsamen Inhalten ist hier nicht weit – kurzum: Eine Einschränkung für das freie Web, die ich für falsch halte. Google lässt sich davon allerdings wenig beeindrucken, da sie mit Chrome/Chromium ja bereits den mit Abstand verbreitetsten Browser kontrollieren. WEI ist dort bereits Anfang 2023 eingebaut worden.

Daher finde ich es positiv zu sehen, wie sich bei den Lesern hier ein anderes Bild ergibt: Während laut statcounter.com in Deutschland Chrome mit rund 50% Marktanteil klar dominiert und Firefox lediglich auf rund 11% kommt,6 sieht es bei mir deutlich besser aus. Die Leser des U-Labs Portals nutzten 2023 zu 32% Mozilla Firefox, Chrome folgt auf Platz zwei mit 26%. Man kann natürlich argumentieren, dass Microsoft Edge mittlerweile auch nur noch Chrome/Chromium ist, somit wären es mindestens 36% Chrome. Dennoch ist der Anteil an Firefox-Nutzern mehr als doppelt so hoch, als im landesweiten Schnitt.

Viele & mehr GNU/Linux-Nutzer

Auch die Zahl der GNU/Linux-Nutzer liegt bei mir mit 15% weit über den etwa 1,3 – 1,5% von statcounter.com gemessenen für Deutschland. Damit liegen freie Betriebssysteme bei mir auf Platz 2. Microsoft Windows liegt zwar mit 53% weiterhin ganz vorne. Allerdings ist interessant zu beobachten, dass Microsofts Dominanz deutlich schwindet. 2022 nutzten noch 57% der Besucher Windows, 2023 ist deren Anteil auf 53% gesunken, während er bei GNU/Linux gestiegen ist. Offensichtlich zeigen die von Microsoft immer enger geschnallten Daumenschrauben ihre Wirkung, wodurch zunehmend mehr von euch keine Lust mehr auf Gängelungen, Einschränkungen und massive Datensammelwut haben.

Mehr interessante Themen

Die vorherigen Punkte waren die wohl interessantesten Themen. Natürlich lässt sich ein ganzes Jahr nicht in wenigen Absätzen bzw. Minuten zusammen fassen. Darüber hinaus gab es weitere Dinge, die es nicht in diese Top-Liste geschafft haben, aber dennoch für den einen oder anderen durchaus interessant sind:

Plus einige weitere, die du alle im Portal jederzeit einsehen oder anschauen kannst. Im gesamten Jahr 2023 wurden 75 Artikel veröffentlicht. Viele davon erschienen ebenfalls als Video auf YouTube. Ein Teil ausschließlich hier in Textform, wie beispielsweise die Streiks und Proteste im kommerziellen Sozialen Netzwerk Reddit, wie man OBS Studio unter Manjaro/Arch Linux am besten einrichtet, Fehlersuche bei den HTTP-Headern mit Nginx als Reverse Proxy und weitere.

Eine kleine Randnotiz, die den Lesern hier sicher bereits aufgefallen ist: In diesem Jahr habe ich bei den neueren Beiträgen damit begonnen, Quellen für meine Aussagen im wissenschaftlichen Stil mit Fußnoten am Ende des Artikels bereitzustellen. Ich mag es, wenn Behauptungen nachprüfbar sind – sofern das möglich ist, weil es z.B. nicht um persönliche Erfahrungen geht. Daher möchte ich euch damit auch die Möglichkeit bieten, übersichtlich nachzuvollziehen, worauf sich meine Schlussfolgerungen stützen.

Tschüss 2023, Hallo 2024!

An dieser Stelle möchte ich allen Danken, die an U-Labs mitgewirkt haben: Von denjenigen, die sich aktiv im Forum beteiligen bis hin zur Moderation haben dieses Jahr alle ihren Teil beigetragen. Eben so geht ein Danke an die Leser und Zuschauer. Ich wünsche allen einen guten Rutsch in 2024. Möge es ein gutes Jahr werden, in dem eure Träume und Wünsche in Erfüllung gehen. Es würde mich freuen, wenn ihr im kommenden Jahr auch wieder dabei seid 🙂

Quellen

  1. https://github.com/mirror/jdownloader/blob/master/src/jd/plugins/hoster/Offline.java ↩︎
  2. https://tarnkappe.info/artikel/imagebanana-schliesst-mitte-januar-2014-2491.html ↩︎
  3. https://www.img.vision/handbook/what-happened-to-tinypic/ ↩︎
  4. https://community.revell.de/viewtopic.php?t=9474 ↩︎
  5. https://abload.de/blogpost.php?id=625 ↩︎
  6. https://gs.statcounter.com/os-market-share/all/germany ↩︎

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