Fritz (20.10.2018)
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17.10.2018, 21:34 #1
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Thanked 1 Time in 1 PostWarum gibt es in Europa so viele Obdachlose und Bettler?
Alle europäischen Städte haben wohl Obdachlose und Bettler auf der Straße. Nicht alle sind unbedingt obdachlos, aber es ist klar, dass sie extrem arm sind und Hilfe benötigen. Diese europäischen Länder wenden jedoch im Allgemeinen das gute Sozialsystem aufgrund höherer Steuern an, verglichen mit anderen entwickelten Ländern wie den USA, Kanada, Japan, Südkorea und Hongkong. Zu den Ländern gehören sogar die Länder der ersten Welt wie Italien, Deutschland, Frankreich, und mein schwedischer Freund sagte, dass es auch in Stockholm verbreitet ist.
Warum sind Obdachlose und Bettler in Europa* trotz des Hochsteuer- und Fürsorgesystems so verbreitet?
Ist es nur in prominenten Städten oder auch in Vororten und auf dem Land üblich?
Laut den folgenden Daten ist die Obdachlosenrate in Japan und Südkorea viel niedriger (.004% und .022%), verglichen mit Österreich (.21%), Frankreich (.21%), Deutschland (.14%), Dänemark (.11%), Schweden (.36%), Großbritannien (.46%), was immer noch höher ist als in Kanada (.09%) und hauptsächlich als in den USA (.17%).
Eine weitere Quelle stammt von dieser japanischen Website, auf der eine japanische NGO EU-Kommissare befragt hat. Die EU-Kommissare sagten, dass es in der gesamten EU etwa 900.000 Obdachlose gibt (0,17% bei 508 Mio. Einwohnern). Es scheinen aber nur Obdachlose erfasst worden zu sein, keine Bettler.
Während die Obdachlosenrate in den USA und Kanada auf dem Niveau der europäischen Länder liegt, wird das Hochsteuer- und Ffürsorgesystem nicht umgesetzt. Wenn es also Unterschiede gibt, sollten diese Länder eher eine höhere Obdachlosenquote haben. Und in "europäischen Ländern/Städten" meinte ich das in Westeuropa und Skandinavien, die wirtschaftlich besser entwickelt sind und eine höhere soziale Sicherheit haben.
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20.10.2018, 20:55 #2
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Thanked 1.468 Times in 934 PostsAW: Warum gibt es in Europa so viele Obdachlose und Bettler?
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Gründe für Menschen die auf der Strasse leben. Die einen sind freiwillig auf der Strasse und die anderen unfreiwillig.
Freiwillig auf der Strasse leben Menschen, die sich von der Gesellschaft distanzieren und gegen alles sind. Diese Menschen gehen nicht arbeiten und geben dem Staat somit kein Geld. Manche dieser Menschen leben in einer Wagenburg und finanzieren ihren Lebensunterhalt indem sie tagsüber in der nächsten grösseren Stadt betteln. Diese Menschen müssen nicht 9 Stunden täglich arbeiten sondern können mit weniger als 9 Stunden betteln ihren Lebensunterhalt finanzieren. Da diese Menschen weniger Zeit verbringen um dem Geld hinterherzujagen, haben sie mehr Zeit um interessantere, schönere Dinge zu tun.
Bettelorden wählen Armmut und die Abhängigkeit von milden Gaben, Almoen der Mitmenschen aus.
Andere Bettler wiederum versprechen sich steigenden Wohlstand, wenn sie aus einem Osteuropäischen Land kommend in Deutschland betteln. Mit Reisebussen die für wenig Geld durch Europa fahren können Bettler nach Deutschland kommen. Vom betteln in Deutschland versprechen sich diese Menschen höhere einnahmen und damit mehr Wohlstand. Die Realität sieht leider so aus, dass sich diese Menschen für die Fahrt nach Deutschland Geld leihen und somit druck haben Geld zu erbetteln um ihre Schulden abzuzahlen. swp.de
Unfreiwillig leben Menschen auf der Strasse, die durch Lebensschicksale dahin gedrängt wurden. Hauptursache für Verarmung ist Scheidung und der daraus resultierenden Überschuldung. Andere Menschen wiederum haben Probleme in ihrem Lebenslauf wie z.B. Gefängnisaufenthalt oder Wohnungsnot.
In allen Fällen ist die Situation selbst gewählt. In Deutschland gibt es verschiedene Ämter, die mit der Beseitigung der Armmut oder Obdachlosigkeit beauftragt sind.
Das Ordnungsamt hilft im Sinne des Polizeigesetzes, das Sozialamt hilft Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen und verschiedene private Hilfsorganisationen wie die Bahnhofsmission oder karitas.
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phantom321 (29.10.2018)
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10.01.2025, 17:32 #3
AW: Warum gibt es in Europa so viele Obdachlose und Bettler?
In Hamburg soll Obdachlosigkeit mit einem Bettelverbot in Bussen und Bahnen beseitigt werden?
In S- und U-Bahnen in Hamburg gibt es seit Mai vergangenen Jahres Lautsprecherdurchsagen, über die nicht nur auf das Bettelverbot hingewiesen wird, sondern Fahrgäste auch dazu aufgerufen werden, den bettelnden Menschen kein Geld zu geben. Der HVV rechtfertigt das mit dem Hinweis, Fahrgäste fühlten sich durch das häufige Betteln und das aggressive Auftreten mancher Bettler belästigt.
Für Betteln ist eine Strafzahlung von 40 Euro vorgesehen. Gegen bettelnde Menschen wurden im ersten Halbjahr 2024 über 1.300 Bußgelder verhängt. Das ist ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr. Die Betroffenen befinden sich sowieso in einer extremen Notlage. Wenn ihnen dann noch ein Bußgeld in Höhe von 40 Euro ausgestellt wird, können das viele nur mit äußerster Not bezahlen, oder das Bußgeld muss von sozialen Einrichtungen übernommen werden. www.jungewelt.de
Es ist erschreckend zu beobachten dass in Deutschland Probleme nicht an der Wurzel behandelt werden sondern dass es wichtiger ist den Schein zu bewahren. Niemand interessiert sich dafür warum diese Menschen betteln müssen sondern jeder möchte diese Bettler einfach nicht mehr sehen. Wenn die Fahrgäste bettelnde Menschen nicht mehr sehen sind sie bereit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Was werden Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel als nächstes gegen die Bettler unternehmen?
Werden die Verkehrbetriebe Private Sicherheitsfirma beauftragen Bettler aus den Zügen und Bahnhöfen zu entfernen damit Fahrgäste von dem Anblick obdachloser Menschen nicht schockiert werden?
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11.01.2025, 16:40 #4
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Es mag durchaus auch Bettler geben, die ein "Nein" nicht so leicht akzeptieren - wie es unter allen Menschen ein paar Kandidaten gibt. Hier kommt noch die Notlage hinzu. Wer nichts zu essen hat, tut sich mit Ablehnung natürlich weitaus schwerer, als bei einer ungewollten Einladung zum Kino. Übrigens können diese Menschen nicht mal mehr einfach zu den Tafeln gehen. Die haben Wartelisten eingeführt: Mehr Menschen sind bedürftig, während sie weniger Lebensmittel zum verteilen bekommen. Viele sind aber auf eine gemeinnützige Hilfsorganisation angewiesen - seit längerem, die Lage spitzt sich in letzter Zeit "nur" weiter zu. Schon das finde ich einen Skandal. Wir sind in Summe ein reiches Industrieland und gehen so mit bedürftigen um.
Betteln mit Geldstrafe zu sanktionieren ist genau so schwachsinnig, wie beim Schwarzfahren. Als ob das alle zum Spaß machen. Beides führt dazu, dass Menschen irgendwann im Gefängnis landen - wegen Schwarzfahren & zukünftig wohl auch betteln...
Leider passt es in die Entwicklung von Feindlichem Design. Manchen vielleicht bekannt unter Defensive Architektur, da dies aus dem englischsprachigen Raum kommt: Man zerstört den öffentlichen Raum bewusst für Obdachlose. Beispielsweise Armlehnen auf Bänken oder Barrieren an Wettergeschützten Vordächern, damit sie dort nicht länger schlafen/sitzen können. Selbstverständlich löst das keine Probleme, sondern drängt die Obdachlosen bloß aus dem Stadtbild - frei nach dem Motto "Eure Armut kotzt mich an".
Trotzdem hat sich das über die Jahre in viele Städte geschlichen. Außerhalb der Obdachlosen fällt es teils (z.B. bei Armlehnen) kaum auf. Der Musiker Disastar war meinem Eindruck nach einer der Ersten, die hierzulande darauf aufmerksam machten. Ende 2022 erklärte er die Probleme und filmte er sich bei zivilem Ungehorsam. Mit einer Flex sägt er Metallbügel ab, die das Liegen auf einer Betonfläche verhindern und legt eine Matte mit Kissen darauf. Diese Aktion sei "nicht mal das mindeste". Was darauf anspielt, dass ein kalter Schlafplatz unter freiem Himmel noch immer viel zu wenig für Obdachlose ist. Leider hat er recht damit: Selbst das wird Menschen auf der Straße zunehmend verwehrt. Statt Lösungen zu schaffen, die Obdachlose grundlegend versorgen sowie ihnen Hilfe anbieten, ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können und von der Straße runter zu kommen. Vielen reicht "aus den Augen, aus dem Sinn" offenbar aus...
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Darkfield (12.01.2025)
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12.01.2025, 13:06 #5
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Thanked 1.468 Times in 934 PostsAW: Warum gibt es in Europa so viele Obdachlose und Bettler?
In Deutschland gibt es viele Hilfsorganisationen die sich um Obdachlose kümmern.
UNSICHTBAR e. V. – hinsehen, hingehen, helfen. Seit 2015 helfen wir obdachlosen und anderen bedürftigen Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis, in Wuppertal, Hagen und Iserlohn. Ehrenamtlich, gemeinnützig und spendenfinanziert. Wir sehen die Menschen mit ihren Bedürfnissen und erleichtern ihnen den Alltag, ermöglichen ihnen Teilhabe und helfen beim Überleben. Und wem wir helfen, der schuldet uns nichts und ist uns zu nichts verpflichtet. Obdachlosigkeit, Bedürftigkeit, Armut und echte Not in unserem Land nehmen weiter zu. www.unsichtbar-ev.de
M.U.T Mensch Umwelt Tier. Wir helfen Obdachlosen Mitmenschen und Menschen in Notsituationen mit physischen Ressourcen, wie Lebensmitteln, Kleidung oder Hygieneartikeln, aber auch mit emotionaler Unterstützung, menschlichem Kontakt und Begegnungen auf Augenhöhe. Verein-Mut.eu
Ärzte der Welt. Viele wohnungs- und obdachlose Menschen haben kaum Zugang zu medizinischer und psychologischer Hilfe. Dabei ist diese Hilfe dringend nötig: Wohnungslose Menschen sind besonders gefährdet, Gewalt und Diskriminierung zu erfahren. Außerdem leiden sie oft aufgrund der Lebensumstände unter gesundheitlichen Problemen. Insbesondere in den Wintermonaten ist die Kälte eine Gefahr. Aerztederwelt.org
Deutschland ist ein sozialer Staat. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Sozialstaat. „Sozial“ bedeutet „gemeinsam“ oder „miteinander verbunden“. Das Wort „sozial“ hat mit dem Zusammenleben von Menschen zu tun. Ein Sozialstaat hilft Bürgern und Bürgerinnen, die Hilfe brauchen. www.bpb.de
Hat der Sozialstaat versagt wenn immer mehr private Unternehmen sich um Obdachlose kümmern? Es ist Aufgabe des Sozialstaates Menschen in einer Notsituation zu helfen. Offensichtlich kann sich der Staat nicht genug um Menschen in Not kümmern und es ist notwendig dass private Unternehmen sich um hilfsbedürftige kümmern.
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DMW007 (12.01.2025)
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12.01.2025, 14:59 #6
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"Kann" ist das falsche Wort. Wir sind kein "Dritte Welt" Land, in dem die Mittel fehlen, um das Problem zu lösen. Geht man nach dem BIP pro Kopf, liegt Deutschland auf Platz 20 der reichsten Länder weltweit. Zur Einordnung: Vor uns liegt z.B. Katar, die 1,746 Millionen Barrel Öl pro Tag exportieren. Bodenschätze sind bei uns kein Thema. Trotzdem sind wir eine Industrienation, in der sehr viel Geld erwirtschaftet wird.
Die Mittel sind da, der Wille nicht: Für beispielsweise die Bundeswehr wurde mal eben ein "Sondervermögen" von 100 Milliarden Euro bereitgestellt. Wohlgemerkt zusätzlich zu den regulären jährlichen Ausgaben, die seit Jahren stark steigen und 2024 bei fast 52 Milliarden Euro lagen. Mit einem Bruchteil der Mittel für soziale Projekte ließe sich vieles erreichen. Wäre die Politik bei Obdachlosigkeit ähnlich entschlossen, könnten wir das Problem in kurzer Zeit mildern und mittelfristig lösen.
Leider gibt es für die Ärmsten der Armen keine Lobby. Von manchen werden sie sogar noch ausgenutzt, um nach unten zu treten. Man denke z.B. an die heuchlerischen Diskussionen zur Sanktion von Bürgergeldempfängern. Da wurden (und werden teils wieder) Verschärfungen für Totalverweigerer gefordert. 2023 betraf das weniger als ein Prozent der Arbeitslosen & es gab bereits Sanktionsmöglichkeiten. Parteien wie die CDU versteifen sich trotzdem darauf und suggerieren damit, es wäre ein beachtlicher Teil, wo dringender Handlungsbedarf besteht. Auch die 99% der Bürgergeldbezieher, die kooperativ sind, haben jedoch keine Lobby. Sich alleine gegen eine Partei durchzusetzen, die alleine Millionen aus Spenden erhält, ist zum Scheitern verurteilt.
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