DotNet (26.12.2015)
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25.12.2015, 13:47 #1
Fachkräftemangel in Deutschland?!
Hallo,
mit Hinblick auf den Fachkräftemangel der in Deutschland vorherrschen soll, habe ich in letzter Zeit ein ganz anderes Bild von der realen Lage des Arbeitsmarktes bekommen. Angefangen im Studium: Noch vor wenigen Jahren hat man den angehenden Absolventen gesagt, der Bachelorabschluss reicht völlig aus. Da eine hohe Nachfrage bestünde, würde man nach wenigen Jahren langfristig gleich viel verdienen wie mit Master. Heute sagt man dagegen, besser gleich einen Master machen.
Vom Gehalt her hat sich das so entwickelt, dass jene Freunde die damals eine Ausbildung gemacht haben, nun 2500 bis 3000 Euro Netto verdienen. Die Akademiker kommen im besten Fall nach einigen Jahrem im Beruf auf 4000 Euro im Monat, müssen aber hinsichtlich Überstunden richtig reinklotzen, leben also großteils nur noch für den Beruf. Und teilweise erhalten sie nicht mal das, selbst Anwälte mit gutem Abschluss bekommen als Berufsanfänger nur 2000 Euro. Dazu kommt, dass einige Akademiker erst mal Monatelang Praktikas machen mussten. Einige wurden danach direkt gegen den nächsten Praktikanten ausgetauscht, haben also mehrere Monate lang umsonst gearbeitet und sind so weit wie vorher.
Richtig hohe Gehälter sehe ich nur in Bereichen wo man weiß, dass jemand abgezockt wird - Beispielsweise in Banken. Ich selbst kann nach diesen Erfahrungen nicht mehr wirklich an einen deutschlandweiten Fachkräftemangel wie er uns verkauft wird glauben. Für mich stellt sich die Lage eher so dar, als hätten die Firmen gerne frisch studierte Absolventen mit 1er Abschluss und 10 Jahren Berufserfahrung für 2000€ im Monat. 4000€ für solch eine kompetente Kraft möchte keiner bezahlen, daher holt man sich lieber Berufsorientierungspraktikanten für einen Bruchteil dessen.
Wie sehen eure Erfahrungen aus? Decken sich diese mit meinen oder gibt es auch Leute die tatsächlich feststellen, dass sie eine gesuchte Kraft sind, und als solche auch vernünftig bezahlt werden?
Im Krieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer!
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25.12.2015, 17:25 #2
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Hier eine Studie zu Fachkräftemangel weltweit. Fachkräftemangel herrscht auch in anderen Ländern. Der Ursprung des Problems sehe ich in der immer geringer werdenden Zahl junger Menschen und im sinken der Löhne.
Warum sollte jemand Bäcker lernen, wenn er ca. 2400,- € brutto verdient? Dazu kommt die Nachtarbeit. Gleichzeitig geht die Bundesregierung von einem durchschnittlichen Einkommen von 2665,- € aus. Die Arbeitgeber können/ wollen keine höheren Löhne bezahlen, die Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf, da das durchschnittliche Einkommen gut ist.
Von Gewerkschaften hört man nichts.
Weil junge Menschen ein gutes Einkommen haben wollen, entscheiden sich immer mehr für ein Studium. Quelle. Das führt zu einer Akademiker schwemme und damit zu sinkenden Einkommen.
Es wird allzu oft von Eltern übersehen, dass ein Kind das ein Handwerkberuf erlernt hat das Studium und damit ein gutes Einkommen, nicht versperrt bleibt.
Eltern spielen auch eine große Rolle. Denn Eltern messen einem studierenden Kind einen höheren Imagegewinn bei. Einer Lehrstelle wird ein untergeordneter Wert beigemessen.
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25.12.2015, 19:38 #3
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Ich hatte als IT-Spezialist (klingt nach mehr als es war, ich war im Grunde Programmierer) nach 18 Berufsjahren im Jahr 2009 etwas über 6000 Euro Monatsgehalt... als Berufsanfänger 1991 allerdings mit 2000 DM(!) angefangen (allerdings kein Akademiker). D.h. mit wenig anfangen und sich dann ganz gut entwickeln, das gabs früher auch schon so. Geringe Einstiegsgehälter müssen erstmal nicht viel bedeuten, denke ich... die Arbeitgeber sind erstmal vorsichtig, weil sie ja noch nicht wissen, wen sie sich da eingefangen haben. Mit einem höheren Gehalt anzufangen, aber dann dem Betreffenden nach der Probezeit zu sagen: "Also für eine Kündigung nach der Probezeit bist du nicht schlecht genug, für das vereinbarte Gehalt aber auch nicht gut genug, das wollen wir mal senken"... das macht kein Arbeitgeber. Es sollte aber nach einem niedrigen Einstieg doch relativ zügig nach oben gehen... wer merkt, daß er ausgenutzt wird, indem das geringe Einstiegsgehalt auch später nicht von der Stelle kommt, der sollte sich woanders bewerben... Berufspraxis kann er dann ja vorweisen, die Zeit beim Ausbeuter war also nicht umsonst.
Geändert von freulein (25.12.2015 um 19:41 Uhr)
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26.12.2015, 08:24 #4
AW: Fachkräftemangel in Deutschland?!
Heutzutage verdienst man als Facharbeiter schon lange nicht mehr so gut wie damals. Warum sollte man dann in seinem Betrieb Verantwortung übernehmen? Wenn ein normaler Arbeiter genau das gleiche verdient? Sind wir mal ehrlich würdest du dir als Maurer mit 45 Jahren Erfahrung mehr auf den Buckel binden als du musst? Wobei dein neuer Geselle genau das selbe verdient als Du? Ich denke nicht dass dies jemand machen würde. Würde ich auch ehrlich gesagt auch nicht. Es ist einfach ein Faktor das man zuwenig verdient für die heutige Zeit. Die Politiker heben Löhne minimal an alle paar Jahre aber sehen nicht das die Unterhaltskosten jedes Jahr steigen. Ich kenne viele Leute die durchschnittlich gut verdienen in ihrem Job aber dennoch nebenbei Abends nach ihrer normalen Arbeit weiterarbeiten gehen. Warum wird dies wohl so sein? Sicherlich nicht weil sie kein Privatleben haben.
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DotNet (26.12.2015)
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26.12.2015, 16:41 #5
AW: Fachkräftemangel in Deutschland?!
Ich muss dazu sagen, bin zwar gelernter Fachlagerist aber wenn ich nach Stellen suche dann wollen viele Firmen meistens ne speziele Ausbildung haben (z.b Pc Kenntnisse wie Office Word, Gleichungen,) wo ich mir frage: "Hallo es werde doch Fachlageristen gesucht?"
Die meisten Firmen gucken aber auch wie man an der Prüfung gewesen ist, also Durchschnitt.
Und die Meisten Personalfirmen, wollen sehr gerne solche Leute, haben aber habe so etwas ein mal gemacht und nie wieder.
Die beuten einen so etwas von aus, auch wenn die Zertifikate haben.
Hauptsache man hat ein Job, aber wenn man Leute sucht mit hohen vorraussetzugen finde ich es schon übertrieben (wenn man in ein kleinen Betrieb ist).Geändert von Fritz (27.12.2015 um 11:03 Uhr)
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26.12.2015, 23:58 #6
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Politiker heben in Deutschland nicht die Löhne an... bzw. allenfalls die Löhne im öffentlichen Dienst (allerdings in Zusammenhang mit der zuständigen Gewerkschaft verdi). Mit den Löhnen und Gehältern in der Privatwirtschaft haben Politiker nicht das Geringste zu tun. Hier erstreiten entweder Gewerkschaften oder jeder einzelne Arbeitnehmer selber die Lohnsteigerungen.
Geändert von freulein (26.12.2015 um 23:59 Uhr)
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StarWarsFan (29.12.2015)
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30.11.2024, 11:05 #7
AW: Fachkräftemangel in Deutschland?!
Zahl der Bedürftigen steigt. Offene Stellen in der Pflege bleiben monatelang unbesetzt. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Beschäftigten in der Pflegebranche. www.rnd.de
Es ist allgemein bekannt, dass die geburtenstarken Jahrgänge demnächst in Rente gehen und somit der Bedarf an Medizinischer Versorgung und Pflege steigen wird. Für die immer älter werdende, kinderlose Gesellschaft wird zukünftig niemand mehr da sein der ihre Pflege und die Kosten für die Altenpflege tragen kann. Der Familienverband der die Altenpflege übernehmen könnte existiert nicht mehr. Allein lebende Menschen die im Konsum lebten und keine Altersvorsorge trafen werden ihre Altenpflege nicht bezahlen können. Der Sozialstaat wird zunehmend abgebaut werden und kann somit die Versorgung Alter Menschen nicht übernehmen.
Fast drei Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss – das heißt, weder eine abgeschlossene Ausbildung noch einen Studienabschluss. Deutschlandfunk.de
Junge Menschen die heute studieren und Karriere machen wollen, werden zukünftig nicht bereit sein in der Altenpflege zu arbeiten. Andererseits gibt es viele junge Menschen die orientierungslos vor dem Berufsleben stehen. Beide Gruppen werden nicht Steuern in den Sozialstaat bezahlen mit denen die Altenpflege finanziert werden könnte. Diese junge Menschen benötigen Hilfe vom Sozialstaat in Form von Bavög oder Bürgergeld.
Woran kann es liegen dass junge Menschen heute orientierungslos sind und nicht zielorientiert eine Ausbildung beginnen?
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01.12.2024, 21:08 #8
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Ein wichtiger Grund steht im Artikel:
Jugendliche mit Migrationshintergrund laufen laut Statistik überproportional häufig Gefahr, keinen Berufsabschluss zu machen.
Die Pflege hat generell Probleme neues Personal zu gewinnen, weil die Arbeitsbedingungen oft unter aller Kanone sind. Wer sich trotzdem für diesen Beruf entscheidet, der macht das aus Berufung. Wer nur einen Job für den Lebensunterhalt will, der sucht sich etwas anderes, wo er nicht kaputt gemacht wird und ggf. sogar mehr Lohn erhält. Viele Pflegekräfte haben das nach der Pandemie gemacht, als sie sich noch mehr überarbeitet haben, als ohnehin schon - und außer Klatschen bis heute nichts passiert ist. Das Problem ist hausgemacht. Ich würde niemanden kritisieren, der sich gegen diese Branche entscheidet. Stattdessen diejenigen, die nichts an den dort herrschenden Bedingungen ändern.
An der Stelle erinnere ich gerne daran: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, so will es der Kapitalismus. Das gilt aber nicht nur, wenn Unternehmen/Konzerne profitieren, weil sie sich z.B. die AN aussuchen können! Sind die Bedingungen in einer Branche scheiße, sinkt das Angebot. Will bzw. braucht man mehr Angebot, muss man besser werden. Ich erinnere auch daran, wie hoch der Prozentsatz der Aussteiger waren, die bereit wären zu vernünftigen Konditionen in ihren alten Job zurück zu kehren.
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Darkfield (02.12.2024)
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